Geschichte und Chronik des Schützenvereins Borg – Bottorf -Wasserhausen
Um hierüber zu berichten, muss man einen Rückblick über 169 Jahre Vereinsgeschichte halten und bis in das Gründungsjahr 1855 zurück gehen. Als ältestes Dokument finden wir die Königskette, die erstmalig im Jahre 1868 mit einem Königsschild -Dietrich Butfer- versehen wurde. Was in den Jahren vor 1868 zurück bis 1855 geschah, ist dem Verein leider in den letzten Kriegsjahren von 1939 -1945 durch Kriegseinwirkung verloren gegangen.
Das erste Protokollbuch beginnt auf Seite 23 mit einem Generalversammlungsbericht vom 3.3.1927. Die Seiten 1 – 22 hat man bewusst Offengelassen, um die durch den Krieg verloren gegangenen Chronik Unterlagen von 1855 – 1926 nachzutragen, was aber leider unterblieben ist.
Die Geschichte eines Vereins -gegründet von Ortsansässigen der Gemeinden Borg -Bottorf -Wasserhausen- feiert in diesem Jahr, 2024, sein 169-jähriges Bestehen. Fürwahr eine lange Zeit!
Über Generationen hinweg hielten Mitglieder aus Tradition dem Verein die Treue und sorgten damit für eine recht interessante Geschichte, die es lohnt, schon einmal etwas näher beachtet zu werden.
Im Jahre 1880 -25 Jahre Vereinsgeschichte- finden wir kein Königsschild. Erst im Jahre 1881 -1883 -1885 wurde wieder ein Schützenfest gefeiert. Die Jahre 1880 -1882 -1884 zeigen keine Veranstaltung auf und damit ist wohl an-zunehmen, dass aus finanziellen Gründen nur jedes zweite Jahr gefeiert wurde.
Von 1885 -1889 wurde jährlich gefeiert. Nach einer eingelegten Ruhepause für die Jahre 1890 -1892 wurde von 1893 -1903 Schützenfest gefeiert und ein König gekrönt.
Ab 1904 – 1910 war es wieder recht still, man umging die 50-jährige Vereinsgeschichte zu feiern, und sah sich gezwungen, eine Versammlung einzuberufen, um über die Weiterführung des Vereins zu entscheiden.
Nur eine kurze Zeit sollte die Festfolge durch den vom 1. Mai 1910 herbeigeführten Beschluss Bestand haben. Schon im Jahre 1914 wurde durch Kriegsausbruch alles zunichte gemacht. Bis 1918 dauerte der 1. Weltkrieg und erst im Jahre 1921, als sich unser Dasein wieder einigermaßen normalisiert hatte, durfte man auch an die Wiederaufnahme einer Schützenfestfeier denken.
Ein Ehrenschild unserer gefallenen Schützenbrüder an die Königskette zu heften, war eine Verpflichtung. Kopf hoch und weitermachen war die Parole. Heinrich Stumborg wurde zum König der Nachkriegszeit gekrönt.
Die Jahre 1921-1922-1923 waren wirtschaftlich die schlechtesten Jahre, die man sich überhaupt vorstellen konnte.
Die Inflationsjahre
Der Schützenverein musste sich auch hier wieder den Gegebenheiten anpassen. Einige Auszüge aus dem finanziellen Bereich mögen hierüber zu denken geben.
Von 1910 – 1913
- kosteten Tanzbänder 1,00 Mark
- kosteten 8 Mann für Musik 70 – 90,00 Mark
- betrug der Mitgliederbestand 98
- Beitragsgeld pro Mitglied betrug 1,25 M.
1921 zählte der Verein 118 Mitglieder
- Beitrag: 6,00 Mark
1922 zählte der Verein 136 Mitglieder
- Beitrag: 20,00 Mark
1923 zählte der Verein 121 Mitglieder
- Beitrag: 4.000,00 Mark
1921 wurden für 8 Mann Musik 640,00 M. gezahlt; 1922 1.440,00 M.; 1923 130.000,00 M.
1921 kosteten Tanzbänder 6,00 M.; 1922 15,00 M.; 1923 2.000,00 M.
Die Generalversammlung – Jahresrechnung 1923 hatte einen Leerschuß von 9.628.294,27 Mark ausgewiesen. Hierfür wurden 50 Pfund Roggen gekauft. Im Februar 1924 wurde dieser Roggen wieder verkauft. Erlös 6,50 RM, der Verein war schuldenfrei!
Ab 1924 schien sich alles etwas zu normalisieren. 1927 konnte bereits eine neue Kinderfahne angeschafft werden. Kostenrechnung der Firma Dreyer, Hildesheim: 145,30 RM.
1928 wurde die Kinder-Königskette gestiftet. Die Schützenfeste wurden wieder Jahr für Jahr, sonnabends mit dem Zapfenstreich beginnend und sonntags mit einem vollen Programm, Kinderbelustigungen und Königsschießen, fortgesetzt. Der Sonntag schloss mit der Königskrönung und mit einem Schützenball.
Wirtschaftlich lief es nicht gerade besonders gut. Arbeitslose Menschen waren fast schon eine Begleiterscheinung. Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage sollte aber 1930 das 75-jährige Jubel-Schützenfest gefeiert werden.
Ein dreifaches Hoch auf den Ex-König Mortholen Pappe und ein nicht enden wollender Jubel waren Ausdruck der Freude für diese Überraschung.
Bevor der Verein an sein 100-jähriges Jubiläum denken durfte, kam 1939 und brachte uns den 2.Weltkrieg. Eine Zeit, an die wir uns nicht gerne erinnern. Im Übrigen halten wir es nicht für ratsam, Geschichte und Politik mit einer Vereins-Chronik zu vermischen. Nach einer grausamen Völkerschlacht, die von 1939 -1945 geführt wurde, lag die Vereinstätigkeit mit Recht still.
Schützenbruder Heinrich Wolke, der die Königswürde 1939 errungen hatte, trug sie bis zur Ablösung 1949. Mit Würde.
Schützenbruder und Präsident Fritz Wobbe, der die Belange des Schützenvereins für die Dauer des Krieges geführt hatte, löste Heinrich Wolke ab.
Nach Majestät Fritz’s Amtszeit übernahm er nochmals bis 1951 den Präsidenten-Posten, um dann wegen Arbeitsüberlastung sein Amt an den Schützenbruder Willi Kolbe abzutreten. Der dann durch die Generalversammlung am 3.11.1951 gewählt und bestätigt wurde. Gleichzeitig wurde Schützenbruder Heinrich Sannemann zum Schriftführer und Schützenbruder Gustav Wolke zum Schatzmeister des Vereins gewählt.
Neue Aufgaben an Vorbereitungen zum 100-jährigen Jubelschützenfest wurden gestellt und mussten gemeistert werden. 15 -20 Gastvereine sollten dem Fest den würdigen Rahmen geben. Raum- und Platzfragen waren zu lösen.
Der am Jubelschützenfesttag zu krönende König sollte mit der Armbrust auf einen Adler ausgeschossen werden.
Die erfreuliche Feststellung war, dass alle anstehenden Probleme durch einen lobenswerten Einsatz aller Schützenbrüder mit Bravour gelöst wurden.
Die Raumfrage konnte durch die Anschaffung eines Gemeinschaftszeltes der 6 Kirchspiel-Schützen-Vereine bestens gelöst werden. Der Schießstand wurde renoviert und ausgebaut. Es wurde ein Jubelfest mit einem guten Verlauf.
Der letzte Scheibenkönig, Werner Diekherbers, wurde durch den ersten Adlerkönig Walter Lübke abgelöst.
Seit 1955 wird der Schützenkönig mit der Armbrust ermittelt, damit feiert auch diese Art und Weise den Schützenkönig zu sichern, ihr 50-jähriges Jubiläum im Jahre 2005. Ferner wurde in diesem Jahr das Kalbschießen eingeführt.
Das Jubelschützenfest (125 Jahre) im Jahre 1980 war bei gutem Wetter hervorragend besucht. 27 Vereine mit über 800 Schützen und drei Musikvereine beteiligten sich. Die Würde des Gästekönigs errang Franz Heidmann vom Schützenverein Hengelage-Brokstreek.
1984 wurde das 300m² große Festzelt durch ein Anbauzelt, das in Eigenleistung gebaut wurde, vergrößert. Das Anbauzelt befindet sich ausschließlich im Besitz unseres Vereines.
Seit 1985 wird bei den Kindern das Königsschießen auch mit der Armbrust durchgeführt. Tobias Klein-Endebrock löste als erster Adlerkönig den letzten Scheibenkönig Sascha Keck ab.
Als revolutionierendes Jahr ist das Jahr 1991 zu betrachten. Die Frauen erhielten ihre eigene Mitgliedschaft mit den gleichen Rechten und Pflichten wie die Männer. Demzufolge dürfen seit diesem Jahr Frauen mit auf den Adler schießen, allerdings nicht auf den Rumpf. Bei den Kindern hingegen sind Mädchen und Jungen beim Kampf um die Teile und den Rumpf des Adlers gleichberechtigt.
1992 war es dann soweit. Die erste Schützenschwester, Dörthe Diekherbers, schoss ein Teil vom Adler ab.
1996 wurde auf der Generalversammlung der Antrag zur Freigabe des Königsschusses durch die Frauen gestellt. Ein Jahr später entschied die Generalversammlung per Abstimmung zu Gunsten der Frauen.
1997 wurde dann Vereinsgeschichte durch die erste Königin der Erwachsenen, Andrea Netheler, und die erste Königin der Kinder, Henriette Weiß, geschrieben.
Am 16.09.2001 entschloss sich der Verein zum Bau einer neuen Schützenhalle. Nach 148 Jahren Geschichte des Vereins und Schützenfest in „Scheiers Holz“ in Borg zog der Verein in die neue Schützenhalle in Bottorf um. Diese wurde im Jahr 2004 fertig gestellt und mit dem Schützenfest eingeweiht.
Auch im Jubeljahr 2005 (150 Jahre), in dem auch das Kalbschießen sein 50-Jähriges feiert, waren wieder viele Gastvereine anwesend.
Im Jahr 2011 wurden 4 unserer 6 Luftgewehrstände auf eine elektronische Scheibenanlage umgerüstet. Diese wurde dann im Jahr 2013 um einen 5. Stand erweitert. Auf dem 6. Stand verbleibt eine gewöhnliche Zuganlage, auf der unser Glücksschießen mit entsprechenden Scheiben durchgeführt werden kann.
Nach Ausbruch der weltweiten COVID-19-Pandemie (Coronavirus-Krise) Ende des Jahres 2019 lag unser Vereinsleben in den Jahren 2020 und 2021 still. Es konnten keine Vereinsveranstaltungen wie Schützenfest oder Kalbschießen stattfinden. Seit 2022 nahm das Leben allerdings wieder Fahrt auf.
Wie es nach langer Tradition so üblich ist, treten am Montag, der dritte Tag des Schützenfestes, die Schützenbrüder und Schützenschwestern um 14.00 Uhr zum Ausmarsch an. Vorweg der Adler, getragen von einem Schützenbruder. Die anschließende „Hissung“ an den Adlermast und die Freigabe zum Schuss haben schon einen besonderen Reiz. Stück für Stück muss der Adler seine Federn lassen.
Mit Stolz und Freude feiert der Schützenbruder oder die Schützenschwester, welche(r) ein Stück vom Adler abgeschossen hat, seinen Erfolg.
Die Auszeichnung mit dem Adlerorden wird vom Präsidenten vollzogen und die Schützenschwester oder der Schützenbruder weiß sich mit einem Umtrunk zu bedanken, -Horrido! –
Spannend und still wird es, wenn nur noch der Rumpf herunter zu schießen ist.
Das Ahhh! und Uhhh! wird dann, durch den Mut und Willen der Schützenschwestern und Schützenbrüder mit großem Jubel der Festbesucher abgelöst, wenn der Rumpf herunterfällt.
Der neue Schützenkönig bzw. die Schützenkönigin kann, sobald er/sie seinen/ihren Königshofstaat dem Präsidenten meldet, gekrönt werden und den Thron besteigen. Ein festlicher Schützenball beschließt das Schützenfest.